Wie zwei Auszubildende der DVS Technology Group halfen, die Lebensbedingungen in Sierra Leone zu verbessern.
Seit 2010 ist der Zugang zu Trinkwasser ein Menschenrecht. Doch was auf der Vollversammlung der Vereinten Nationen vor fast zehn Jahren festgelegt wurde, ist noch immer keine Selbstverständlichkeit. Schon gar nicht in Ländern wie Sierra Leone, das mit einem Brutto-Inlandsprodukt von 515 USD pro Kopf (Vgl. BIP pro Kopf in Deutschland 2018: 47.603 UDS) zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Laut WHO und UNICEF haben nur etwas mehr als die Hälfte der Menschen in Sierra Leone Zugang zu einem Basis-Wasseranschluss, der sie regelmäßig mit Wasser versorgt. Ob das Wasser aus diesen Quellen Trinkwasserqualität hat, ist der Statistik zwar nicht zu entnehmen, aber in vielen Fällen unwahrscheinlich.
PAUL sorgt für sauberes Wasser
Da diese Situation in Sierra Leone und auch in anderen Entwicklungsländern leider keine Seltenheit ist, hat man an der Universität Kassel unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Frechen die Wasserfiltereinheit PAUL entwickelt. Die nur 20 kg leichte, robuste blaue Hartplastik-Box wurde ursprünglich für den Katastropheneinsatz konstruiert. Die Technik ist denkbar einfach: Ein Membranfilter im Innern der Box filtert aus dem zugeführten Wasser alle Partikel, die größer als 40 Nanometer sind. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar hat eine Dicke von etwa 10.000 Nanometern. Selbst Cholera-Viren filtert PAUL aus Wasser heraus, ohne dass er einen elektrischen Anschuss benötigt. Dank der hohen Filterleistung von bis zu 5.000 Litern am Tag, der Unabhängigkeit von Stromversorgung sowie der einfachen Handhabung und Wartung wurde den Erfindern schnell klar, dass PAUL nicht nur bei Katastrophen eine gute Lösung für sauberes Wasser ist. Heute ist PAUL an 3.000 Orten in mehr als 80 Ländern der Welt im Einsatz und versorgt etwa eine Million Menschen mit sauberem Trinkwasser.
Die DVS schaltet sich ein
PAULs mediale Aufmerksamkeit erreichte auch die Verantwortlichen der DVS TECHNOLOGY GROUP und so entstand die Idee, gemeinsam mit der NGO PfefferminzGreen e.V. bei den Mitgliedsunternehmen einen Azubiwettbewerb auszurufen. Darüber haben sich zwei Auszubildende aus dem Unternehmensverbund gefunden, die bei zwei PfefferminzGreen-Projekten in Sierra Leone PAUL-Wasserfilter installieren und in der von DVS unterstützten Schule helfen wollten: Jessica Sauerwein, Auszubildende zur Industriekeramikerin bei NAXOS-DISKUS, und Sebastian Schlarbaum, welcher bei PRÄWEMA Antriebstechnik seine Ausbildung zum Industriemechaniker machte.
Gebündelte Hilfsbereitschaft
Ergänzend wurden in der PRÄWEMA-Ausbildungswerkstatt eine Konstruktion entworfen und gebaut, welche PAUL schützt und durch einen direkten Brunnenanschluss, ein Wasserbecken und den Anschluss einer durch ein Solarfeld angetriebenen Pumpe seine Ausbringung erhöht und die Nutzung vereinfacht. Auch wurden von den Mitarbeitern der DVS Gesellschaften zahlreiche Schulmaterialien, Musikinstrumente und Spielsachen gespendet, welche gemeinsam mit den Wasserfiltern und der Ergänzungskonstruktion auf dem Seeweg in das westafrikanische Land geschickt wurden.
Ein Gewinn für alle Beteiligten
Intensiv vorbereitet machten sich unsere beiden Auszubildenden Anfang November 2018 auf den Weg nach Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone. Von Freetown aus ging es gemeinsam mit der inzwischen im Hafen angekommen Box in das kleine Dorf Rolal im Norden des Landes. Dort befinden sich ein von PfefferminzGreen erbautes Waisenhaus sowie die ebenfalls vom Frankfurter Verein errichtete Schule, die seit einigen Jahren von der DVS TECHNOLOGY GROUP finanziell unterstützt wird. Zur Schule gehört auch eine Brunnenanlage, mit der die Schule und auch die einzige Toilettenanlage im Dorf mit Wasser versorgt wird. Der ideale Einsatzort für PAUL und seiner Erweiterung, welche Jessica und Sebastian gemeinsam mit den Dorfbewohnern in den darauffolgenden Tagen installierten. Ein weiterer PAUL wurde in einem abgelegenen Dorf ohne sanitäre Infrastruktur aufgebaut. Für die Bewohner ein wirklicher Gewinn. Neben den Wasserfiltern haben die Auszubildenden in der Schule unterstützt und nebenbei noch Musikunterricht gegeben.
Am Ende Ihrer Reise durften die beiden Auszubildenden bei einer Rundreise das Land noch etwas besser kennenlernen. Mit vielen positiven Eindrücken, prägenden Erinnerungen und dem Wissen, wie man das traditionelle Gericht mit Cassava-Knollen zubereitet, kehrten Jessica und Sebastian ins winterliche Deutschland zurück.